Donnerstag, 13. November 2014

Warum bist Du so sensibel?

HSP - Hochsensible Personen

Der Begriff wurde im Jahr 1996 von Dr. Elaine Aron geprägt und seither von vielen Psychologen, Therapeuten und Neurologen aufgegriffen. In den letzten Jahren hat sich der Begriff HSP auch im deutschen Sprachraum eingebürgert.

Hochsensibilität ist ein Phänomen, dem sich auch die Psychologie seit Langem widmet. Fakt ist, dass etwa 15 % der Menschen highly sensitive sind, was bedeutet, dass die neuronalen Systeme, die eingehende Reize verarbeiten, stärker empfindlich sind. Dabei handelt es sich NICHT um eine „psychische Störung“ oder „Krankheit“.

Was ist Hochsensibilität?

Praktisch jeder Sinneseindruck wird stärker und damit detaillierter wahrgenommen, Empfinden und Erleben sind intensiver. 

Reize werden stärker und detaillierter wahrgenommen und gespeichert - diese Eigenschaft wird im Alltag oft als nervös, empfindlich und nachtragend gesehen, was eine Verwechslung ist!

HSP analysieren tiefergehend und haben eine Affinität zu spirituellen Themen.

Merkmale der HS:
  • ausgeprägte und detailreiche Wahrnehmung (Phantasie, Gedankengänge)
  • erhöhte Schmerzempfindlichkeit
  • hohe Begeisterungsfähigkeit
  • sehr vielseitige Interessen
  • sehr ausgeprägtes Langzeitgedächtnis
  • psychosoziale Feinwahrnehmung (Befindlichkeiten, Stimmungen und Emotionen anderer Menschen werden leichter und detaillierter erkannt)
  • stärker beeinflussbar durch Stimmungen anderer Menschen
  • ausgeprägtes intuitives Denken
  • langes emotionales Nacherleben
  • Denken in größeren Zusammenhängen
  • ausgeprägter Altruismus, Gerechtigkeitssinn
  • Harmoniebedürfnis, Gewissenhaftigkeit
  • Intensives Erleben von Kunst und Musik
  • Perfektionismus

Wichtig zu erkennen ist, dass Hochsensible Personen vielschichtige und komplexe Persönlichkeiten sind, jedoch nicht instabil. 

HSP haben einen messbar höheren Cortisolspiegel, was eine Stressreaktion im gesamten Körper auslöst. Schlafmangel, Hunger, Durst, Koffein und Alkohol werden empfindlicher verarbeitet. 

Warum ist es wichtig, dass eine hochsensible Person weiß, dass sie hochsensibel ist? Damit sie weiß, dass sie nicht krank ist und dass sie unter Kenntnis ihrer Bedürfnisse andere Ziele und Ansprüche an sich selbst entwickeln darf. Denn nur so bleibt ein HSP gesund!
Unwissenheit in Bezug auf die besonderen Bedürfnisse und Fähigkeiten einer HSP kann zu Essstörungen und Burnout führen, das sind die beiden Krankheiten mit den höchsten HSP-Zahlen!


Bin ich HS? Wenn ja, was nun?

Fakt ist, dass es noch keine Diagnose für HS gibt, was aber auch gar nichts bringen würde. Wenn Du Dich in dem erkennst, was Du oben gelesen hast, ist das einzig Entscheidende, dass Du Dein eigenes Leben etwas mehr Deiner Veranlagung entsprechend gestaltest und auch von den positiven Seiten profitierst!

Alleine das Bewusstsein Deiner Besonderheit kann Dir helfen, Dein Leben angenehmer zu gestalten:
Viele Hochsensible leiden speziell unter einem Anpassungsdruck: man glaubt, die eigenen Maßstäbe dafür, was gut tut / leistet / aushalten kann, seien nicht richtig und gut und versucht daher krampfhaft, so zu sein wie „alle anderen“ oder wie andere es wollen. Wenn Du jetzt aber weißt, dass Du HS bist, fällt dieser Anpassungsdruck sofort weg.

Die Welt braucht Menschen mit feiner Wahrnehmung. 
Viele davon fühlen sich jedoch nicht wohl in ihrer Haut, leiden in einer Welt, die sich als wenig feinfühlig präsentiert, sie zweifeln oft an sich selbst und kommen mit ihrer Rolle in der Welt nicht gut zurecht. Was HSP zur Gesellschaft beitragen können ist jedoch wertvoll und wichtig! Hochsensible sind eher kreativ und innovativ, sind überdurchschnittlich an ethischen Fragen wie Gerechtigkeit interessiert und sind auch aufgrund ihres komplexen Denkens und Spürens besonders wertvolle Mitglieder in Teams.

Man kann auf unterschiedlichen Gebieten sensibel sein, wie etwa 
  • sensorisch: Geräusche, Gerüche, Licht und Farben wirken auf sie besonders stark. Oft haben sie in diesen Bereichen eine Begabung. Nachteile: lärmempfindlich, leicht irritiert, von vielen Sinneseindrücken schneller überlastet.
  • emotional: nehmen besonders die Feinheiten in zwischenmenschlichen Bereichen auf, sind mitfühlend, hilfsbereit, empathisch, oft besonders genaue Zuhörer mit starker Intuition. Herausforderung: fühlen sich oft überfordert von der Last all dessen, was sie wahrnehmen. Oft reagieren sie in Gesprächen auf die Untertöne stärker als auf die ausgesprochene Botschaft des Gesprächspartners.
  • kognitiv: haben ein starkes 'Gefühl' für Logik, für 'Wahr oder Falsch', und denken in sehr komplexen Zusammenhängen. Haben oft besondere Begabungen auf wissenschaftlichem oder technischen Gebiet.
In der modernen Wettbewerbsgesellschaft wird HS oft als Schwäche, Einbildung oder psychische Labilität gesehen.

HSP sind eine Minderheit, jedoch als solche völlig normal und gesund veranlagt.

Der Großteil der HS ist introvertiert und zieht sich eher zurück, weil sie sich unverstanden und unpassend in der Gesellschaft fühlen.
Es gibt auch einen Anteil extrovertierter Hochsensibler, die oft nicht wissen, dass sie hochsensibel sind und sich über ihre gelegentlichen körperlichen oder seelischen Zusammenbrüche wundern. Gerade extrovertierte Hochsensible überfordern sich oft selbst, weil sie auf Ihre Anlage nicht ausreichend Rücksicht nehmen.

HS und Stress

Viele HSP kämpfen mit Stress und seinen Folgen. Wichtig ist, einen Weg für sich zu finden, um mit Stress so umzugehen, dass er keine Spuren hinterlässt.

Für HSP ist es sinnvoll, ein sinnvolles Stressmanagement zu etablieren und zu pflegen.

In einer akuten Stresszeit, wie etwa einer Projekt-Abgabe, können folgende Maßnahmen helfen:
  • Neues, Lautes, Grelles vermeiden! Du musst keine Nachrichten lesen und alle Termine wahrnehmen. Abwägen! Entscheiden! Aussortieren!
  • Entspannung: einfache Mittel finden, nicht mit dem Entspannungsprogramm neuen Stress produzieren!
  • Mantra: Das geht bald vorbei. Belohne Dich mit der Vorstellung, was Du Schönes tun wirst, wenn diese stressige Situation vorbei sein wird.

HS und Resilienz

Resilienz bezeichnet die Faktoren, die einen Menschen dazu befähigen, bestimmte Lebenskrisen anders als andere Menschen ohne anhaltende Beeinträchtigung durchzustehen. Gerade für HSP ist das Erlernen von Resilienz ein besonderer Schatz.

Was beinhaltet resilientes Verhalten?
  1. Sorge für Dich selbst
  2. Glaube an Deine Kompetenz
  3. Baue soziale Kontakte auf
  4. Entwickle realistische Ziele
  5. Verlasse die Opferrolle
  6. Nimm eine Langzeitperspektive ein
  7. Betrachte Krisen nicht als unüberwindbares Problem

Mehr darüber lesen unter http://www.zartbesaitet.net/