Montag, 31. März 2014

trend-Artikel "Das Geschäft mit der kranken Seele"

Das Wirtschaftsmagazin trend (4/2014) beschäftigt sich in seiner Titelstory mit dem "Geschäft mit der kranken Seele". Der Artikel ist von Grund auf kritisch aufgebaut und verkneift sich auch Seitenhiebe nicht. Süffisant wird aufgezählt, was Firmen verkaufen, ob es sich um Lichtessenzen oder Bücher handelt, dabei wird kein Unterschied gemacht. 
Ich finde diese Herangehensweise schade, denn, wie auch im Artikel erwähnt, ist die Berufsgruppe der EnergetikerInnen laut Wirtschaftskammer eine der größten Gruppen mit wirtschaftlicher Kraft (es gibt 20.600 angemeldete EnergetikerInnen in Österreich). Und der deutsche Markt für "Esoterik" soll in den kommenden Jahren noch wachsen und 2020 bereits 35 Milliarden Euro schwer sein. Alles lächerlich also? Und die KundInnen alle gaga?

Für mich sagen diese Zahlen und auch die Tatsache, dass sich das Wirtschaftsmagazin diesem Thema widmet, dass ein Bedarf besteht. Die Menschen fühlen, dass ihr Leben nicht stimmig abläuft. Angststörungen, Depressionen und Burnout sind die Folge. Natürlich gab es diese Zustände immer schon, doch scheinen die Aufzeichnungen dafür zu sprechen, dass der aktuelle Lebenswandel einfach nicht gesundheitsförderlich ist - Körper, Geist und Seele schreien. Die Krankenstände steigen und die Betroffenen wollen nicht mehr im stillen Kämmerlein vor sich hin leiden. Daher suchen die Menschen nach etwas, das hilft. Früher fanden sie oft Trost und Hilfe im Glauben, doch die Zeiten scheinen vorbei zu sein.

Ich bin der Meinung, dass man den Menschen nicht die Möglichkeit nehmen sollte, sich für ihren Weg zu entscheiden. Ich habe in meinem Leben die Erfahrung gemacht, dass man in den Momenten genau die passenden Methoden findet, die man braucht, ob es es nun Psychotherapie, Bachblüten, Shiatsu oder Malen ist. Es ist vollkommen egal, worum es sich handelt, ich halte jede der oben genannten Tätigkeitsfelder für geeignet, um einen Menschen aus einer Krise und einen Schritt weiter zu bringen. Damit haben sie auch alle ihre Berechtigung. Ich finde es falsch, sich über Methoden lustig zu machen, die Menschen helfen und sie unwissenderweise in die Kategorie "Grander-Wasser" zu verfrachten. Hokuspukus - Deckel drauf und zu?!!? So einfach geht es nicht.

Ich finde es eher bedenklich, dass inzwischen Hausärzte augenscheinlich gesunden jungen Menschen Antidepressiva verschreiben, deren Einnahme man nicht so einfach wieder beenden kann. Nach dem Motto "Für jedes Wehwechen ein Medikament" werden die wahren Probleme einfach überdeckt und nicht ernstgenommen. Das finde ich nicht richtig. Viel wichtiger finde ich es, dass ein Mensch, der sich nicht gut fühlt, sich auf die Suche begibt, was das eigentliche Problem ist, was die Ursache dafür ist und wie dieses Problem behoben werden kann. Eigeninitiative!

Auch halte ich die Menschen nicht für dumm, sie können selbst entscheiden, was ihnen gut tut und was Qualität hat. Daher wird sich unprofessionelle Scharlatanerie nicht halten. Das gilt aber auch für alle anderen Berufsgruppen: dort, wo zweifelhaft, schleißig und profitgierig gearbeitet wird, werden die KundInnen nicht bleiben. Also mache ich mir da gar keine Sorgen.

Daher plädiere ich dafür, den Menschen einfach zu vertrauen, dass sie so klug sind und den richtigen Weg für sich finden. Dann muss auch kein Artikel wie dieser mehr erscheinen, der (das wage ich zu unterstellen) eindeutig ein Bashing vor hat und undifferenziert alle Praktiken, die unter Energetik fallen, als qualitätslos und leer beschreibt und sich noch dazu darüber lustig macht.

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