Dienstag, 13. Mai 2014

Das Streben nach Glück und wie es uns unglücklich machen kann

Der deutsche Lebenskunstphilosoph Wilhelm Schmid befasst sich mit den großen Fragen des menschlichen Lebens: Was ist Glück? Wie definieren wir Glück? Und macht Glück glücklich?

Schmid attestiert unserer Gesellschaft eine starke Fokussierung auf das "Wohlfühlglück", was abhängig von einzelnen Momenten, Events und Ereignissen ist. Nichts ist dabei von Dauer, daher jagen wir diesen tollen Momenten und dem nächsten Kick nach. Das kann ganz schön anstrengend und frustrierend sein.

Das "Glück der Fülle" findet Schmid persönlich gewichtiger, da es "die positiven und negativen Seiten des Lebens umfasst". Auf Lust, Spaß und Aufregung folgt allerdings immer Alltag, Auszeit, Unlust. Doch diese Polarität ist an sich nichts Negatives.
"Die entscheidende Frage ist die nach der Lebbarkeit des Unglücklichseins, vorausgesetzt, die Lebbarkeit erscheint wünschbar. Sie hängt ab von der Möglichkeit einer Befreundung mit der Melancholie. Glück ist, in diesen Zeiten Menschen zu kennen, die einem beistehen können, am besten Freunde, aber auch professionelle Gesprächspartner. Reden hilft, Schweigen nicht. Zeiten der Melancholie brauchen Gewohnheiten, in deren Umfeld das Traurigsein eingebettet werden kann. Bei regelmäßigen Spaziergängen kann ein Mensch seinen melancholischen Gedanken nachhängen. Beim Hören von Musik können melancholische Gefühle geradezu zelebriert werden, die Musik hält so viele Stücke kunstvoll komponierten Traurigseins bereit. Sinnvoll ist eine Pflege der Erotik, die mit sinnlichen Reizen dafür sorgt, dass die Melancholie ein wenig austariert wird und den Faden des Lebens nicht verliert. Und hilfreich ist die Pflege eines Gartens, eines Balkons oder der Fensterbank, auf der etwas wächst. Das zyklische Werden und Vergehen der Natur repräsentiert eine andere Form der Zeit, in der ein Melancholiker sich eher beheimatet fühlt als in der wenig anheimelnden linearen Zeit der modernen Kultur. Dieses Leben schließt die Verzweiflung nicht aus, durch die das Leben immer wieder hindurch muss. Aber es verhindert immerhin die verzweifelte Verzweiflung, die auf Dauer jeden Halt im Leben unterminieren würde."
Geben wir unserem Leben und all den kleinen Aktivitäten und Tätigkeiten mehr Sinn, ist das weitaus befriedigender auf Dauer. Seelische Beziehungen lassen den Sinn den Lebens klar werden. Gerade nach einem Burnout geht es darum, sein bisheriges Leben nach dem Sinn zu befragen und vielleicht die ein oder andere Korrektur vorzunehmen.

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